Biene
“Lass mich gehen”
Auch folgendes gehört zu meiner Arbeit.
Hin und her gerissen zwischen Trauer und dem Auftrag zu helfen, erzähle ich folgende Geschichte:
Das Telefon klingelt.
Am anderen Ende war eine Freundin.
Sehr aufgelöst berichtete sie mir, dass es ihrer Mopshündin Biene nicht sehr gut geht.
Biene war schon über 14 Jahre alt und auch längere Zeit nicht mehr gesund.
“Sprich mit ihr, frage sie, wie es ihr geht. Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll.”
Also nehme ich mit Biene Kontakt auf:
Ich fühle in mir einen starken Druck in der Magengegend, kann kaum Luft holen, atme schnell und flach.
Kann mich auf keinen klaren Gedanken konzentrieren, es ist so, als will ich fliegen, bin aber am Boden festgebunden…
Ich höre Biene zu mir sprechen: “Lasst mich fliegen, ich will fliegen!”
Ich spüre die Sehnsucht nach Freiheit, nach Weite…
Biene spricht weiter: “Sag Mama, sie soll mich gehen lassen, ich liebe sie, aber sie soll mich gehen lassen!
Ich weis sie ist sooo traurig, aber ich bleibe in ihrer Nähe, ich komme wieder , ich besuche sie, sie wird es spüren, wenn ich da bin.
Ich möchte sie trösten, so wie immer, wenn sie traurig ist, Aber so, wie es jetzt ist, mache ich ihr nur noch mehr Kummer. Ich will doch für sie da sein, lasst mich deswegen fliegen…
Ich liebe sie. Es ist nicht das Ende, es ist ein neuer Anfang! Sie soll mir helfen, soll dabei sein, diesen neuen Anfang zu gehen. Sie soll dabei sein und sich mit mir freuen, wenn ich endlich fliege!
Sie hat keinen Grund traurig zu sein, denn so kann ich immer da sein, wenn sie Kummer hat, ohne sich um mich zu Sorgen. Sag ihr das BITTE – ich will fliegen…”
Am folgenden Tag fuhr meine Freundin mit Biene zu ihrem Tierarzt. Dieser diagnostizierte einen sehr großen, unheilbaren Tumor im Bauchraum.
Die Diagnose fiehl so schlecht aus, dass er ihr nahelegte sie zu erlösen. Das war für sie wie ein Schlag in die Brust. Sie wusste, dass es um Biene nicht gut stand. In solchen Augenblicken bleibt die Welt stehen, nichts ist mehr wichtig. Man will die Zeit für immer anhalten, um diese unausweichliche und endgültige Entscheidung treffen zu müssen.
Doch mit dem Wissen, was Biene will, fiel ihr die Entscheidung nicht ganz so schwer.
Voller Trauer und weinend und doch etwas glücklich schmiegte sich Biene fest an sie.
Das Herz voller gewalteger Gefühle, hielt sie ihre Biene in den Armen als diese voller Liebe einschlief.
Flieg, kleine Biene, flieg!